Die Massai, die Menschen die Maa sprechen, sind einer der letzten Viehzüchterstämme Afrikas. Sie wohnen im Bereich der Serengeti in Tansania und der Massai Mara in Kenia. Das nur noch etwa 40'000 Quadratkilometer grosse Massailand reicht von Nairobi bis zum Kilimandscharo, vom Nakurusee bis in die Steppe Tansanias. Dieses Volk zählt zu den nomadischen Völkern des Rift Valley.
Kinder und das Vieh
Die Kinder und das Vieh sind die zwei wichtigsten Dinge im Leben der Massai.
Wenn sich zwei Stammesangehörtige über den Weg laufen, grüssen sie sich mit den Worten: „Wie gehts den Kindern? Wie gehts dem Vieh?“
gesammelt. Blut, gemischt mit Milch ist das Hauptnahrungsmittel eines Massai. Auch die Haut, Urin, Mist und Hörner werden wiederverwendet. Jede Sippe hat ein eigenes Kennzeichen, womit das Vieh gebrandmarkt wird.
Kindheit
Die Kinder lieben es, zu spielen. Jungen bauen kleine Hütten und die Mädchen Puppen aus Schlamm und anderen Dingen. Manchmal spielen sie aber auch zusammen. Mit 5 bis 7 Jahren übernehmen die Mädchen viele Verantwortungen im Haushalt. Sie helfen ihren Müttern, müssen Feuerholz sammeln und Kalebasse auswaschen. Vieh hüten müssen Jungen sowie Mädchen.
Die jungen Frauen zwischen neun und zwölf Jahren beginnen, sich mehr mit den Kriegern und
weniger mit den Jungen abzugeben. Sie suchen einen Freund, singen für ihn, schmücken sich mit wunderschönen , selbst gemachten Halsketten und sanften Tierhäuten, dekoriert mit Glasperlen. Auch von ihren Verehrern bekommen sie Schmuck. Je mehr Ketten eine unverheiratete
Frau trägt, desto begehrter ist sie.
Massaimänner
Alle Männer durchleben drei Hauptstufen: die Jugend, die Zeit des Kriegers und die Zeit der Ältesten. Durch Beschneidung werden die Jungen in die Erwachsenenwelt aufgenommen. Es ist ein Beweis dafür, dass sie nun reif genug sind, die Schwierigkeiten des Lebens mit Mut und Würde zu ertragen.
Nächste Stufe – Krieger.
Es ist der Traum eines jeden Jungen, Krieger zu sein. Er muss stark, clever, mutig, selbstsicher, weise und sanftmütig sein. Früher musste man um diesen Status zu erreichen, einen Löwen töten, lediglich mit einem Speer bewaffnet.
Aufgaben des Kriegers sind das Hüten der Herde, Zurückgewinnen von verlorenem oder gestohlenen Viehs und Beschützen der Familie. Ungefähr alle 15 Jahre gibt es eine neue Kriegergeneration. Jede Generation hat ihren eigenen Namen. Zum Status der Ältesten zu gehören heisst gleichzeitig auch Verantwortlichkeit, Anbeginn der Ehe, Gründen einer Familie und das Anschaffen von Wohlstand und Sicherheit in Form von Kindern und Vieh. Alten werden sehr respektvoll behandelt und gelten als erfahren und weise.
Die Einführung in eine neue Lebensstufe erfolgt durch vier bedeutende Zeremonien, die jeder Mann erleben wird: Alamal Lengipaata, diese Zeremonie wird bei den Jungen vor der Beschneidung durchgeführt.
Emorata, die Beschneidungszeremonie, welche sie in den Kriegerstatus führt. Eunoto, die Einstufung eines Kriegers in die Zeit der Alten und Olngesherr, der Befund als vollkommener Alter.
Video von tanzenden Massaimännern
Massaifrauen
Eine Massaifrau, die bald ein Kind gebären wird, entwickelt starke Vorliebe für gewisse Lebensmittel. Sie bittet den Ehemann oder Verwandte schüchtern um Lieblingsspeisen, wie beispielsweise Schafsfleisch, Ziege oder sogar wildes Tierfleisch. Man glaubt, wenn eine werdende Mutter dies nicht tut, wird sie eine Fehlgeburt haben. Frische Milch muss sie meiden, weil es heisst, dass das Baby zu dick werden würde und dadurch die Entbindung gefährlicher sei. Fleisch, das sie einnimmt, muss gut gekocht sein, um mögliche Parasiten abzutöten. Sie nimmt zudem spezielle Kräuter und Wurzeln ein, welche zum Erbrechen führen. Bauch der Mutter wird gereinigt und sie bleibt gesund. Der eigentliche Sinn dieser Bräuche ist, Mutter und Kind nicht zu mästen, was beim Prozess der Geburt viel mehr Gefahren mit sich bringen würde.
Geburt findet im Haus der Mutter statt, in Anwesenheit von einer Geburtshelferin. Das Geschlecht des Neugeborenen sehr wichtig. Bei der Geburt eines Mädchens ist der Aufwand viel weniger spektakulär. Zeremonien werden viel zurückhaltender durchgeführt. Das Gesicht des Kindes wird nach der Geburt noch lange niemandem gezeigt, aus Angst vor Verhexungen oder Flüchen.
Video von singenden Massaifrauen
Die Beziehung zu den Männern ---> Heirat
Anliegen eines Mannes, der gerade bei den ältesten aufgenommen wurde, und eines kürzlich beschnittenen Mädchens, ist die Heirat. Braut und Bräutigam werden mit Ocker bemalt, rasiert und prachtvoll geschmückt. Das zukünftige Ehepaar wird mit schönsten Halsketten ausgestattet. Bevor die Gattin unter Tränen aus der Hütte der Familie auszieht, um sich ein eigenes Heim zu bauen, wird sie von der Mutter liebevoll eingekleidet. Es ist ihr nicht erlaubt, zurückzuschauen, aus Angst, sie könnte umkehren. Sie wird von den Frauen ihrer Familie begleitet und von ihrem Vater gesegnet. Das frisch verheiratete Pärchen geht zusammen zum Zielort, wobei die Braut auf den Boden blickt und der Bräutigam von allen gegrüsst wird. Wenn die Frau in Hütte eingetreten ist, bringen ihre Hochzeitsgäste die Geschenke, meistens Lebensmittel. Um den Bund zu feiern, wird Fleisch gegessen und Honigbier getrunken, welches Tage vorher von den Ältesten mühsam zubereitet wurde.
Eine Massaifrau wird schon sehr jung verheiratet und darf nur einen Ehemann haben, während ein Mann mehrere Frauen haben kann. Die Frau darf neben dem Ehemann noch einen Geliebten haben. Zwischen den verschiedenen Frauen darf jedoch keine Eifersucht entstehen. Ein Mann versucht auch immer, alle seine Frauen gleich zu behandeln. Mit der Heirat wird eine Frau nicht mehr als Kind behandelt, obwohl sie oft nicht viel älter ist. Gilt nun als vertrauensvolle Person. In den Traditionen der Massai ist der Mann der Kopf der Familie. Die Frau ist verantwortlich dafür, den Haushalt zu führen und hat nicht viel zu sagen. Sie muss ihren Ehemann respektieren und seinen Vorschriften gehorchen. Wenn sie das nicht tut, kann es sein, dass sie von ihm geschlagen wird. Doch der Ehemann muss immer einen guten Grund dafür haben.
Beziehungen ausserhalb der Ehe
Bei den Massai herrscht eine Polygamie. Das ist, wenn ein Mann mehrere Frauen haben kann und auch die Frau noch einen Geliebten haben darf. Es ist sogar möglich, ein Kind von diesem zu haben, doch dieser Nachkomme gehört dann zum Ehemann. Auch bevor ein Mädchen verheiratet wird, hat sie einen „boyfriend“. Dies ist ein Krieger, der manchmal viele Jahre älter ist als sie selbst. Sie bekommt von ihm Halsketten Schmuck, als Zeichen der Verehrung. Dieser Krieger darf die junge Frau aber nicht heiraten und sie darf von ihm nicht schwanger werden. Andernfalls wird ihr zukünftiger Ehemann, den die Eltern ausgesucht haben, die Verlobung auflösen und werden nicht heiraten. Wenn einer jungen Frau die Wahl ihrer Eltern nicht gefällt
und sie den Mann nicht mag, sind diese Regeln vorteilhaft für sie.
Besondere Rechte und Privilegien
Häuserbau
Eine frisch verheiratete Frau muss als erstes ihr Eigenhaus erbauen. Grundstruktur wird geformt, indem sie lange äste verknüpft. Löcher und offene Stellen werden mit Blätter und Gras geflickt, bevor sie zum Schluss die gesamte Oberfläche mit einer Schicht Dung ihrer Tiere überpflastert. Danach dekorieren sie den Eingang noch und auch sonst liegt die ganze Verantwortlichkeit des Hauses bei der Frau.
Aussehen ist bei den Massai sehr wichtig: Ihre Verzierungen sind farbenfroh und aus vielen kleinen Perlen. Schmuck wird mit grosser Sorgfalt behandelt. Auch Kleidung wird mühsam aus Wolle und Tierhaut gefertigt. Anschliessend gefärbt und geschmeidig gemacht, indem sie mit Ocker und Tierfett bearbeitet wird. Die Massaifrauen haben alle kahl geschorene Köpfe.
Das Beten
Es ist sehr wichtig. Die Frauen beten oft miteinander um Gott zu danken für die Kinder, das Vieh und vieles mehr.
Die Pflichten
Sie sind zwischen Mann und Frau aufgeteilt. Pflichten der Frau sind das Melken, das Bauen der Häuser - was eine besondere Ehre ist - sowie dem Erziehen der Kinder und Sammeln von Wasser und Feuerholz. Männer sind verantwortlich für das Erstellen eines Schutzwalles rund um die Hütten, sie hüten Herden, suchen Wasserstellen und beschützen das Land.
Probleme löst der Mann und die Frau hat eigentlich nichts zu sagen.
Die Beschneidung
Die Genitalverstümmelung von Frauen ist immer noch ein Tabuthema. Mädchen sowie Jungen werden im Alter zwischen zehn und fünfzehn Jahren beschnitten. Sie werden auf brutalste Weise verstümmelt und sie dürfen nicht den kleinsten Laut von sich geben, was eine Schande für die ganze Familie wäre. Weltweit leiden etwa 130 Millionen Frauen und Mädchen an den Folgen des Eingriffs. Die gesundheitlichen Folgen sind gravierend: häufige Infektionen und ständig wiederkehrende Abszesse sind normal. Weil es ein Brauch ist, ist es nur schwer zu vermeiden. Besonders schlimm ist es, wenn ein unbeschnittenes, also noch unverheiratetes Mädchen schwanger wird. Das Kind wird dann irgendwie versucht, abzutreiben. Fürchterliche Methoden werden dabei angewandt, unter anderem flössen sie den jungen Frauen ein Gebräu aus Kautabak ein, ein Mittel zur Abtreibung. Oder es wird trotz Schwangerschaft beschnitten. Die Wunde – meist mit Infektion – und der immense Blutverlust führen zum Tod des Kindes und manchmal sogar zum Tod der Mutter. Deshalb versucht man, dass dieses fürchterliche Ritual nicht mehr durchgeführt wird.